Es war eine Szene, von der man erst nach dem Bundesliga-Spiel zwischen dem Hamburger SV und dem VfL Wolfsburg (0:2) erfuhr. Sie stand mustergültig für die selbstzerstörerischen Prozesse, denen die Hanseaten derzeit ausgelöst sind – dachte man. In der Kabine während der Halbzeitpause gerieten Valon Behrami und Johan Djourou (beides Nationalspieler der Schweiz) aneinander, schrien sich erst an, um sich eine ausgewachsene Schlägerei zu liefern. Bei jedem anderen Verein hätte es wohl Konsequenzen gegeben, allerdings nicht beim HSV. Das Schlusslicht der Bundesliga kann es sich derzeit einfach nicht leisten, auf die beiden Spieler zu verzichten.
Knäbel begnadigt Behrami
So erklärte Interimstrainer Peter Knäbel, dass er Behrami begnadigt habe. Der Schweizer dürfe im Nordderby am kommenden Sonntag gegen Werder Bremen wieder mitwirken. Djourou flog gegen die Wölfe mit der Ampelkarte vom Feld und kann deshalb nicht spielen. Da sich beide Spieler die Hand gegeben hätten, reiche es auch, eine Geldstrafe zu verhängen, erklärt Knäbel die Begnadigungen. Für Djourou wird wohl Slobodan Rajkovic in Bremen spielen, für den sich damit ein persönlicher Kreis schließt: Vor einem Jahr zog er sich im Weserstadion einen Kreuzbandriss zu, nun darf er dort erstmals wieder von Anfang an ran.
Ein Schuss, der nach hinten losgehen kann
Wie sinnvoll ist aber die Begnadigung der beiden Spieler? Insbesondere Behrami ist in dieser Saison schon öfter mit einem zweifelhaften Verhältnis zur Gewalt aufgefallen, dann allerdings stets noch auf dem Platz. Bislang musste er keine Konsequenzen spüren. Leistet sich Knäbel keinen Bärendienst, weil er nicht gewillt ist, bei krassen Verstößen hart durchzugreifen? Es ist derzeit nur Spekulation, aber schon das Spiel in Bremen wird viel Aufschluss geben. Solche Szenen wie die Kabinenschlägerei und der Umgang eines Vereins damit können das Innenleben einer Mannschaft massiv beeinflussen.